Versuchs doch mal mit Müllwandern: Die Natur erwacht aus dem Winterschlaf. Wer sich jetzt auf die insgesamt 100 km langen Wanderwege der Stadt Mittenwalde begibt und seine Entdeckungsreise durch die Ortsteile startet, erlebt leider nicht nur die Schönheit unserer Natur. Unangenehme Überraschungen gehen nicht nur von den großen illegalen Müllablagerungen aus, sondern auch von den vielen kleinen Unachtsamkeiten. Alltagsmüll ist hier das Stichwort.
Vor 40 Jahren, als ich ein Kind war, gab es noch ein anderes Naturverständnis. Es war ganz normal, den Apfelrest und die Bananenschale in die Büsche zu werfen oder liegen zu lassen. Auch bei ausgespuckten Kaugummis und liegengelassenen Taschentüchern hatte niemand das Gefühl, die Natur zu belasten. „Das verrottet ja eh“, wurde uns vielfach erklärt. Auch standen wir damals erst am Beginn des Plastikzeitalters und waren uns der Langzeitfolgen nicht bewusst. Abfälle wurden auf offenen örtlichen Müllkippen verbracht oder auf angrenzenden Freifläche vergraben. Frei nach dem Motto: Aus den Augen, aus dem Sinn.
Heute weiß man es besser und trotzdem finden sich immer noch unzählige leere Plastikflaschen, Tütchen, Blechdosen, Taschentücher, Klopapier u. v. w. an den Wegesrändern und in den Wäldern. Es beschleicht einen auch das Gefühl, dass einige Mitmenschen die Natur als "Stadtpark" erleben, und scheinbar der irrtümlichen Meinung aufsitzen, dass die Berliner Stadtreinigungsbetriebe oder der Südbrandenburgischen Abfallzweckverband das schon täglich oder wöchentlich wegräumt. Mitnichten ist dies der Fall, der Naturraum soll sich weitgehend selbst regulieren und nicht mit unserem zivilisatorischen Unrat belastet werden.
Sicher, der „Apfelgriebsch“ ist nun nicht das ganz große Problem. Dieser ist nämlich ein Musterbeispiel für Verrottungszeiten von Abfällen in der Natur. Außerdem wird er meistens von Tieren gefressen. Ganz anders verhält es sich allerdings schon mit der Bananenschale. Auch sie verrottet irgendwann, braucht dafür aber Jahre. Außerdem befinden sich auf Schalenfrüchten oft Pestizide und Spritzmittel, welche für die Tierwelt ungenießbar und sogar giftig sind. Schnüre, Verpackungsreste und anderer Müll wird von den Tieren oftmals mit Essbarem verwechselt und kann zum qualvollen Tod führen. Batterien, Zigaretten oder Elektrogeräte können das Grundwasser verseuchen. Auch ist Glasmüll eine gefährliche Angelegenheit mit fatalen Folgen für Natur und Tierwelt. Nicht nur, dass das Glas ein Hauptverursacher von Waldbränden ist, es können sich auch Tiere an den scharfen Kanten verletzen.
Mit ein wenig Achtsamkeit und Vorbereitung kann man seine Wanderungen und Spaziergänge genießen, ohne Müllspuren zu hinterlassen. Der Schlüssel liegt in regionalen Produkten und wieder nutzbaren Behältern. Einmalverpackungen lassen Sie lieber gleich im heimischen "Gelben Sack" und nehmen diese erst gar nicht mit. Dann können sie auch nicht versehentlich verloren gehen. "Gut geht, wer ohne Spuren geht." wusste schon der Philosoph Laozi zu berichten.
Schnee und Eis sind nun allein durch die Kräfte der Natur verschwunden. Für die vielen kleinen Unansehnlichkeiten braucht Mutter Natur Ihre Unterstützung. Starten Sie doch mal ins neue Wanderjahr mit einer Müllwanderung. Statt in die weite Ferne zufahren, Corona hat es uns sowieso vermasselt, können Groß und Klein auch vor der Haustür ganz große Unterstützer und Helfer sein. Helfen Sie mit und sammeln Sie einfach den offensichtlichen Müll aus der Landschaft, von den Waldwegen und Rastplätzen. Die Stadt Mittenwalde stellt hierfür Abfallsäcke zur Verfügung, so dass der eingesammelte Unrat auch gleich richtig entsorgt werden kann.
Die Natur wird es Ihnen danken.
Alle Wanderwege finden Sie übrigens unter der Rubrik „Wandern“ auf www.mittenwalde.de/de/urlaub-freizeit/aktiv/wandern.
Ihr
Michael Hübner, ehrenamtlicher Wanderwegewart der Stadt Mittenwalde
Telefon: 0151 / 50 60 2552